Albert Einstein hat überlebt. Henryk Jałkiewicz nicht. 

Albert Einstein war bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 in den USA. Millionen anderer Menschen konnten sich der menschenverachtenden Gewalt des NS-Staates nicht entziehen. In den Arolsen Archives, dem internationalen Zentrum über NS-Opfer, sind ihre Namen nicht vergessen.
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Persönliche Effekten von Warwara Zenzura © Johanna Groß, Arolsen Archives

 

Henryk Jałkiewicz‘ Taschenuhr ist im Archiv. Ein Umschlag aus Auschwitz liegt der Uhr bei. Sein Name wurde falsch übertragen, was die Suche nach Angehörigen erschwerte. Henryk Jałkiewicz ist einer der 2.000 ungeklärten Fälle des Archivs.

Auch die Effekten, die persönlichen Gegenstände von Helma Swaczyk und Warwara Zenzura, werden im Archiv aufbewahrt: Ein Ring, Ohrringe, eine Brosche und ein Foto einer jungen Frau – das war es, was Warwara Zenzura bei der Einlieferung in ein Konzentrationslager bei sich trug.

Millionen Menschen wurden zwischen 1933 und 1945 in Europa entrechtet, verfolgt, ermordet. Weil erst der Staat kapitulierte, der qua Verfassung und Gesetz das Leben des Einzelnen schützen sollte, dann andere Staaten, weil sie den aggressiven Armeen nicht standhalten konnten.

 

Über 20.000 Anfragen pro Jahr, die die Namen und Geschichten der Opfer sichtbar machen

Leben für Leben, Schicksal für Schicksal, Geschichte für Geschichte. Im größten Archiv der Opfer des Nationalsozialismus im nordhessischen Bad Arolsen wird ihrer gedacht.

Hinweise auf über 17 Millionen Menschen werden in den Arolsen Archives durch einen Internationalen Ausschuss mit Vertreterinnen und Vertretern aus 16 Ländern dokumentiert und bewahrt. Millionen Dokumente, Millionen Namen, Millionen Geschichten, Millionen Gesichter.

Allein 2023 wurden über 20.000 Anfragen gestellt – überwiegend von Familienangehörigen. Doch auch andere Archive, Wissenschaftlerinnen und Journalisten nutzen die Daten der Arolsen Archives.

Das größte Archiv seiner Art, die Arolsen Archives, sichert 30 Millionen Dokumente und die Erinnerung an Millionen NS-Opfer. Über 200 Menschen arbeiten für das Archiv in Bad Arolsen, einer 15.000-Einwohnerstadt zwischen Kassel und Paderborn. Die Einrichtung ist das weltweit umfassendste Archiv zu den Opfern des Nationalsozialismus und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Am 26. Januar, dem internationalen Holocaust-Gedenktag, hat die Tagesschau über die Arbeit des Archivs berichtet.

 

Die Erinnerungs- und Organisationskultur angemessen reflektieren

Das Archiv in Bad Arolsen bewahrt die Vergangenheit und trägt eine enorme Verantwortung, die Erinnerung an die Opfer zu wahren. Um diese Aufgabe auch über Jahrzehnte hinweg zu sichern, muss sich die Organisation selbst ständig wandeln und weiterentwickeln.

Die Arolsen Archives bewahren nicht nur Geschichte, sondern sichern auch ihre eigene Zukunft und damit ihre Mission.

„Ausgehend von unserer einzigartigen Sammlung über Verfolgte gedenken wir der Opfer“, schreiben die Arolsen Archives in ihrem offiziellen Mission Statement, „und setzen uns zugleich in der heutigen Gesellschaft für historische Wahrheit sowie für Respekt, Vielfalt und Demokratie ein.“

Erinnerung kann nur lebendig bleiben, wenn sie für die Gegenwart relevant und sichtbar bleibt. Die Gesellschaft verändert sich – und mit ihr die Art, wie Geschichte erzählt und verstanden wird.

Das Archiv hat sich das Ziel gesetzt, nicht nur zu dokumentieren, sondern aktiv in aktuelle gesellschaftliche Debatten einzuwirken. Die historische Wahrheit sichtbar zu machen, Respekt, Vielfalt und Demokratie zu fördern – das erfordert neue Wege, neue Formate und ein adaptives Denken und Handeln.

 

Wertschätzende Leitbilder und eine sinnstiftende Aufgabe allein reichen nicht

Zusammenarbeit, Respekt, Verlässlichkeit entstehen nicht durch aufgeschriebene Worte, sondern dadurch, dass die Ideen und Werte, die hinter den Begriffen liegen, selbstverständliche Richtschnur für alle Beteiligten sind. Erst wenn die benannten Werte in der Kultur tragfähig sind und in jeder Handlung, jeder Entscheidung gelebt werden, können Menschen ihre Arbeit wirksam tun.

„Wir wissen nicht genau, was auf uns zukommt. Aber wir wissen, dass wir vorbereitet sein müssen.“ – Floriane Azoula, Direktorin Arolsen Archives

Die Arolsen Archives stellen sich der Vergangenheit und der Zukunft. Das Archiv hat den kulturellen Wandel der eigenen Organisation in einer sich verändernden Gegenwart ernst genommen und hatte den Mut, sich selbst zu reflektieren und sich aus eigenem Willen heraus selbstbestimmt und vorausschauend zu erneuern.

Gesellschaft, Politik und Technologie verändern sich rasant. Oft wird es schwierig, den Überblick zu behalten – eine gute Strategie kann Orientierung geben. Doch, wie Peter Drucker warnte: „Kultur isst Strategie zum Frühstück.“ Die beste Strategie bleibt wirkungslos, wenn sie nicht umgesetzt wird.

Was hilft, ist ein klares, erstrebenswertes Zielbild für alle Beteiligten, eine präzise Kommunikation – nach außen wie nach innen – und der Blick auf Daten und Zahlen. Für eine erfolgreiche Transformation ist es zentral, einen guten Ressourcen- und Zeitplan zu entwickeln, der Strategie, gemeinsam mit der Organisation und die Menschen, die darin arbeiten stärkt, sich auch in unruhigen Zeiten gezielt und strukturiert zu koordinieren.

Was außerdem hilft, ist eine ehrliche Frage an sich selbst: Was passiert, wenn wir uns nicht verändern?

 

Die Gegenwart im Blick behalten, um Respekt, Vielfalt und Demokratie zu wahren

Wir als S&P Consulting sind stolz darauf, die Arolsen Archives auf ihrem Weg begleiten und beraten zu können.

Die systemische Organisationsberatung ist unsere tägliche Arbeit. Wir sind auch Menschen der Gegenwart, die einen feinen Blick auf komplexe Sozialsysteme wie Organisationen oder auch Gesellschaft haben. Beides miteinander verbinden zu können, ist bei der Arbeit mit den Arolsen Archives für uns so besonders.

In unsicheren Zeiten ist es wichtig, sich historischen Umbrüchen zu widmen, um Fehler der Vergangenheit nicht in der Gegenwart zu wiederholen. Geschichte wiederholt sich nicht, aber, wie Mark Twain gesagt haben soll, sie kann sich reimen.

Die Arolsen Archives bewahren nicht nur Erinnerungen – sie mahnen zur Wachsamkeit. Freiheit, Demokratie, Respekt: Sie sind nicht selbstverständlich, nur weil wir sie gewohnt sind. Sie bleiben nur bestehen, wenn wir sie bewusst schützen.

Die Überzeugung von der schöpferischen Kraft der Kooperation zerbricht selten mit einem großen Knall. Viel häufiger weicht sie schleichend der Angst, der Repression, der Ausgrenzung, der Entrechtung.

Wer diesen Moment rechtzeitig erkennt, kann sich ihm mutig entgegenstellen.

Die Arolsen Archives helfen uns, ihn nicht zu übersehen.

 

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Bildquellen

Via: https://arolsen-archives.org/presse/pressefotos/

Albert Einstein, Princeton 1939, Fotografie: Eric Schaal, Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, NL Eric Schaal, EB 2003/051 (c) Wallstein Verlag
Karte aus der Ausbürgerungskartei, Albert Einstein, 24. März 1934, Deutsche Nationalbibliothek, 1938 A 8858-Ei
Die Effekten von Helma Swaczyk, Nr. 4592, Fotocredit: Arolsen Archives
Die Effekten von Warwara Zenzura, S. 2375, Fotocredit: Arolsen Archives
Crowdsourcing-Initiative #everynamecounts der Arolsen Archives, Medieninstallation an der Französischen Botschaft in Berlin, Fotocredit: Arolsen Archives

Textquellen

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/arolsen-archives-ns-opfer-106.html
https://www.tagesschau.de/investigativ/kontraste/archiv-arolsen-direktion-vorwuerfe-machtmissbrauch-100.html

 

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